
An Bord eines Testflugzeuges - die Honeywell Boeing 757

Dubai / UAE [ENA] Honeywell Aerospace ist weltweit führend bei der Entwicklung und Bereitstellung von Konnektivitätsprodukten für die Luftfahrtindustrie. Seit mehr als 100 Jahren ist man in praktisch jedem Bereich der Zivil-, Verteidigungs- und Weltraumluftfahrt präsent. Im Zuge der Dubai Airshow waren wir an Bord.
Neue Triebwerke, flugbasierte Applikationen und Softwares oder auch klimafreundliche Treibstoffe müssen vor einer Zulassung ausgiebig erprobt werden. Sogenannte "Flying Testbeds" dienen dabei als Trägergeräte und bilden auch bei der amerikanischen Honeywell Aerospace einen wichtigen Bestandteil in der Forschung, Entwicklung und Herstellung dieser Produkte. Das Herzstück der hauseigenen Flotte ist auf dem Phoenix Sky Harbor International Airport im sonnigen Bundesstaat Arizona zuhause. Die Boeing 757-225 mit der Registrierung N757HW wird nach ihrem Leben als Passagierflugzeug von Honeywell betrieben und ist seit 2005 hier stationiert.
Nach der Modifizierung hob der Jet Ende 2005 zu seiner ersten Mission ab. Einzigartig bei dem Honeywell Testbed ist der Pylon auf der rechten Rumpfseite hinter dem Cockpit, der für Triebwerkstests in der Luft verwendet wird. An Bord des Testflugzeuges - mit Ausnahme der ersten drei Sitzreihen - verfügt die modifizierte 757 über keine typische Innenausstattung. Kabel verlaufen entlang der Flugzeugzelle und anstelle von Sitzen befinden sich zahlreiche Server und Teststationen im hinteren Bereich des Rumpfes, das Flugzeug ist dadurch etwa sieben bis neun Tonnen leichter als die meisten anderen zivil genutzten 757.
Die ersten beiden Flugteststationen geben Überblick über alle getesteten Systeme und sind für den Betrieb des dritten, am Pylonen montierten Triebwerks verantwortlich. In der Mitte befindet sich ein zweites Konsolenpaar mit ähnlichen Funktionen. Man ist beispielsweise in der Lage, Video-Feeds aus dem Cockpit, in dem die Aktionen und Flugparameter des Piloten aufgezeichnet werden, zu verarbeiten, und mithilfe der Videoexperten weltweit zu beobachten, wie Piloten mit der Avionik interagieren, ohne selbst physisch auf dem Flug zu sein. Die letzten beiden Konsolen erfassen Daten für ein im Flugzeug installiertes IntuVue RDR-4000-Wetterradar. Hier werden Hunderte von Gigabyte an Daten und Messwerten von einem einzigen Flug erfasst.
Diese Daten werden verwendet, um die Leistung des Radars weiter zu verfeinern und zu kalibrieren und die GoDirect Weather-Anwendung des Unternehmens zu verbessern. Neben den Tests für neue Avionik oder Wetterradare wird die Boeing auch als Erprobungsträger für die verschiedenen, von Honeywell angebotenen Produkte eingesetzt. Dazu gehören die GoDirect-Produktfamilie, Connected Radar und GX Aviation Inflight WiFi, die mit der JetWave-Hardware von Honeywell betrieben werden. Ein bedeutendes, 2017 ins Leben gerufene Projekt ist das „Connected Aircraft“, es besitzt die Fähigkeit mit Kunden, in Form von Airlines und Passagieren, in Kontakt zu treten.
Hier können Daten direkt aus dem Flugzeug übertragen, empfangen, analysiert und geteilt werden, was zu einer immensen Kostenreduzierung für den Betreiber führt. Die Idee, die dahintersteckt ist, dass sich das Flugzeug selbst überwachen kann und Probleme meldet, die beseitigt werden müssen - zum Beispiel, wenn ein Wartungsproblem in der Luft auftritt. Das Flugzeug übermittelt über einen virtuellen Troubleshooter direkt, was vor dem nächsten Flug repariert oder erneuert werden muss. Die Mechaniker am Boden können sich mit dem Flugzeug verbinden und bereits vor der Landung mit der Planung beginnen und kleinere Reparaturen ausführen, während die Maschine am Gate auf ihren nächsten Flug vorbereitet wird.
Flugverspätungen und teure Ausfallzeiten, die die Branche jährlich mehr als zwanzig Milliarden Euro kostet, können dadurch reduziert werden. Honeywell GoDirect ist ein App-basiertes System, das digitale Technologien verwendet, um die Effizienz von Flugzeug- und Bodenbesatzungen sowie den Flugzeugen zu verwalten und diese noch zu optimieren. Beispielsweise verknüpft GoDirect Maintenance Daten von Flugzeugsystemen wie dem Zusatzaggregat (APU – Auxiliary Power Unit), den Bremsen und dem Umgebungskontrollsystem und analysiert diese, um mögliche Fehler für die Wartung zu identifizieren. Des Weiteren hat man eine Software entwickelt, um die Bremsbedingungen zu messen und diese direkt an die Technikabteilung zu übermitteln.
Die 757 verfügt außerdem über die JetWave-Hardware von Honeywell, die Flugzeuge mit dem globalen Xpress Ka-Band-Netzwerk des britischen Telekommunikationsdienstleisters Inmarsat verbindet und eine Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindung bietet. Diese Satellitenverbindung ist weltweit verfügbar und kann auch für ein schnelleres On Board Wlan in Passagierflugzeugen verwendet werden. Von der schnelleren und zuverlässigeren Internetverbindung profitieren natürlich nicht nur die Passagiere, sondern auch die Crews und die Wartung. erhielt 2016 die Zulassung der US Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) für JetWave. Zulassungen für diverse Verkehrsflugzeuge der Typen Airbus und Boeing, sowie für Privatjets folgten.
Honeywells branchenführende JetWave-Produktfamilie von Breitband-Satcom-Lösungen bietet seit kurzem ein neues Angebot, das speziell für Militär- und Regierungsflugzeuge entwickelt wurde. Das als JetWave MCX bekannte Produkt baut auf dem Erfolg früherer JetWave-Produkte auf und bietet technische Verbesserungen, die speziell für Militärkunden auf der ganzen Welt abgestimmt sind. JetWave MCX schafft ein verbessertes Situationsbewusstsein während einer Flugmission, sichere Kommunikation und die Fähigkeit zur Verbindung mit verschiedenen Ka-Band-Satcom-Netzwerken je nach den Anforderungen der Mission.
Außerdem bietet man den Betreibern Breitband- und Multi-Network-Fähigkeit und Ausfallsicherheit, die sicherstellt, dass der Kampjet jederzeit und rund um den Globus über Hochgeschwindigkeitsverbindungen verfügt. In der zivilen und militärischen Luftfahrt werden bereits mehr als 2.000 JetWave-Systeme eingesetzt. Das Herz von JetWave wird von der Go Direct-Router-Technologie durch Hughes angetrieben. Ein weiteres Merkmal der Honeywell 757 sind die Satellitenkommunikationssysteme der Aspire Serie, das Aspire 300 zum Beispiel ist eine flache Iridium-Antenne mit einer Bandbreite von 1610 MHz bis 1626,5 MHz, die nicht nur für Verkehrsflugzeuge, sondern auch für Kampfjets genutzt werden kann.
Das System erfüllt die Anforderungen für den Sprachbetrieb des Satcom-Sicherheitssystems, kann anstelle des Hochfrequenzfunks verwendet werden und verfügt über die volle FANS-over-Iridium Funktionalität. Laut Honeywell Aerospace bietet das System erhebliche Einsparungen in Bezug auf Gewicht und Maße und verbessert gleichzeitig die allgemeine Betriebssicherheit des Flugzeugs erheblich. Ein Upgrade auf das neuere Aspire 350 ist problemlos möglich. Man bietet eine erschwingliche, schnellere und zuverlässigere Alternative - mit globaler Abdeckung bis in die Polarregionen - im Bereich der Hochgeschwindigkeitsverbindung an.
Die neueste Version, das Aspire 400 ist die erste und einzige Satcom-Lösung von Honeywell, die Konnektivität über den SwiftBroadband-Safety (SB-S)-Dienst von Inmarsat bietet und ist der Beginn einer neuen Ära der Cockpit-Konnektivität. Das System bietet eine sicherere Datenleitung zum und vom Flugzeug sowie Hochgeschwindigkeitssprach- und Datenkommunikation für Cockpits und Kabinen in einem kompakten, leichten und stromsparenden Paket. Die Zertifizierung für das Honeywell Aspire 400-System ist ein wichtiger Meilenstein für die Luftfahrtindustrie, da das System die Sicherheit und Effizienz von Flugreisen erheblich steigern kann.
Futureshaper heißt das neueste Design auf der N757HW und löst seit diesem Jahr die Lackierung des "Connected Aircraft" ab. Mit dem Slogan "The future is what we make it" (Die Zukunft ist, was wir daraus machen), möchte man zeigen, dass man viele der Testflüge dafür nutzt, klimafreundliche Alternativen und Technologien für den wachsenden Luftfahrtmarkt der Zukunft zu erforschen, seien es nachhaltige Treibstoffe (bespielsweise aus Senfkörnern) oder spritsparende und emissionsarme Triebwerke. Honeywells fliegender Prüfstand konnte bereits mehr als 800 Flüge in dreißig Ländern durchführen, über 3000 Stunden war die 757 dabei in der Luft - und laut Honeywell sollen es noch einige mehr werden, eine Ersatzfrage steht jedenfalls nicht im Raume.
Honeywell Aerospace gilt weltweit als Vorreiter für Innovation und Nachhaltigkeit und wird auch zukünftig - mit Hilfe der Boeing 757 - ihren Beitrag für eine sichere und saubere Luftfahrt leisten. Es ist unvermeidlich, dass die Technologie auch im nächsten Jahrhundert eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung des weltweiten Flugverkehrs spielen wird. Bei Honeywell freut man sich darauf, seinen Teil zu dieser Entwicklung beizutragen. Ganz nach der Devise des Unternehmens: „The best is yet to come!“